Entenwuhr

Das Entenwuhr bezeichnet die Gegend entlang des Birsigs zwischen Fraumatt und Mühlematt auf der Höhe des Coop Megastores. Ein Wuhr oder Wuer ist die Bezeichnung für ein Stauwehr oder einen Damm. Hier an der westlichen Talseite, wo sich der Birsig in trägem Laufe durch den Lössboden windet, wurde früher der Birsig gestaut und das Wasser in einem Kanal der Mühle und Säge zugeführt. Bevor das Schwimmbad in Bottmingen gebaut wurde, war dies ein beliebter Badeort der Oberwiler Jugend. Im Sommer herrschte hier eine angenehme Kühle, die hochragenden Pappeln, Erlen und Weiden breiteten Schatten aus. Es war eine gediegene Waldwiese in nächster Nähe des Dorfes, Tummelplatz der Dorfjugend. Die vielen Enten, welche den kleine Stausee ebenfalls gerne genutzt haben, gaben dem Ort den entsprechenden Namen. Das gestaute Wasser war genügend tief, um von den Bäumen ins Nass zu springen und Schwimmen zu lernen. Hier wagten viele ihre ersten Kopfsprünge in die für sie bodenlose Tiefe. Bei der Herbstweide war emsiges Treiben, Feuerchen wurden angezündet, Äpfel und Kartoffeln gebraten und die herangeschlichenen Therwiler unter „Pfui, Nynenynzger“-Rufen zurückgeschlagen.

Heute sind vom Wehr beim genauen Hinsehen zwischen dem Ufergehölz nur noch ein paar Reste zu erkennen, doch es liegt immer noch etwas Verträumtes, Romantisches am Entenwuhr entlang des mit hohen Bäumen bewachsenen Wasserlaufes.

 

Auch ohne Selfiestick warfen sich die jungen Damen in ihren Badeanzügen in Pose (AG Ob)

 

Stauwehr beim Entenwuhr (AG Ob)

 

Eine fröhliche Schar kräftiger junger Männer auf dem Wuhr am Birsig im Sommer 1922 (A Ja)

 

Blick zum Entenwuhr 2012 (Ry)

Frieda Weber beim Entenwuhr im Winter 1933 (A Ba)

 

Jacques Düblins Kinder am Birsig im Entenwuhr, um 1935 (A Dü)

 

Spielende Kinder am Entenwuhr, die ehemalige „Freiluftbadeanstalt“ Oberwils, 1935 (A Dü)

Baden im Entenwuhr

Ich war etwas über 6 Jahre alt, als mich einige ältere Buben mit zum Entenwuhr nahmen. Dort war ein Wuhr im Birsig, welches Waser in einen Kanal leitete, um ein Wasserrad für die Sägerei anzutreiben. Jenes Wuhr, wo sich der Bach in zwei Arme teilt und dadurch eine schattige Wiese entstand. Diese ist mit einer alten Eiche, mit Weiden und Erlen bepflanzt. Das ist der Ort, wo ich über 40 Jahre lang manchen schönen Sommer erleben durfte. Meine Begleiter waren Meier Walter (geb. 1883), Müller Paul (geb. 1896), Renzen Walter (geb. 1897) und andere. Dort lernte ich auch schwimmen. Die älteren Kollegen konnten es alle, vor allem den „Hundsdappi“ den „Frosch“ und es ging auch nicht lange, bis ich mich über Wasser halten konnte. Mit 7 Jahren schwamm ich fröhlich im gelblichen Wasser, das diese Farbe vom aufgewühlten Lehmboden erhielt. Es ging jeden Sommer besser, bis ich einer der besten Schwimmer und Taucher unter den Dorfbuben war“.

Jacques Düblin (1901 – 1978)

 

Hat das Entenwuhr abgelöst: Gartenbad Bottmingen im Sommer 2013 (Kü)

 

Willkommene Abkühlung (Ae)

 

Fröhliches Baden beim Stauwehr (Ae)

 

 

Landschaft beim Entenwuhr (Ae)

 

Das wie ein Gemälde anmutende Bild zeigt die noch völlig unverbaute Landschaft um das Entenwuhr. Der Blick schweift über den Birsig zum heutigen Mühlemattquartier in Richtung Wilmatt (Therwil), Hinterberg, Neusatz und Chaibacker (Ae)

 

Kühlendes Nass gleich einem See, der zum Baden einlädt (Ae)

 

Ein Geisterpferd

Am Entenwuhr am Birsig sah man oft ein schönes Pferd. Bald war es zahm und zutraulich, bald aber wild und menschenscheu. Als einmal ein Bauer von Therwil her dort vorbeikam, legte sich das Pferd hin, und der Bauer setzte sich darauf. Es galoppierte mit ihm davon und warf ihn schliesslich in den Sumpf in der Nähe. Der Bauer spürte eine seltsame Müdigkeit und wandte sich langsam Benken zu. Im Walde traf er das Pferd wieder. Es lachte ihm von weitem zu, kam näher, legte sich nieder und liess ihn wieder aufsteigen. In sanftem Trab trug es ihn vor sein Haus und machte sich dann davon. Ein paar Tage darauf starb der Bauer.

Oberwiler Sagen

 

Freunde beim Entenwuhr um ca. 1950 (A Po)

 

 

 Die unverbaute Gegend beim Entenwuhr lädt zum „Sünnele“ ein (A Po)

 

Zwei Knaben auf der Brücke über den Birsig (A Po)