Bauernhof der Familie Gröli
In Mitten der heutigen Hauptstrasse auf Höhe der Wehrlingasse stand der Bauernhof der Familie Gröli. Sie besassen Zwergziegen, Schweine und Rinder. Grossvater Gröli schlachtete auf dem Hof noch selber, das Schlachthaus befand sich unterhalb des Hofes. Die Tiere wurden damals noch mit einem Holzhammer zu Tode geschlagen. Bis zum Zweiten Weltkrieg betrieb die Bauernfamilie auch eine kleine Holz- und Kohlehandlung, die dann aufgrund mangelnder Rohstoffe geschlossen werden musste. Die Weiden waren alle ausserhalb der Kernzone, weswegen die Tiere durchs Dorf auf die saftigen Grünflächen abwechselnd beim Stallen, der Mühlematt, beim Vorder- oder Hinterberg getrieben werden mussten.
Fritz Gröli fuhr täglich mit Ross und Wagen in die entfernte Stadt, um dort Rüstabfälle, Speisereste aus Grossküchen oder nicht verkauftes Gemüse und Backwaren der Einkaufsläden einzusammeln. Das Gemisch wurde „Saudränggi“ genannt. Das Pferdegespann wurde ab 1959 durch den „Dränggi-Wagen“, ein Deutz D15 Traktor mit 15 PS, ersetzt. Die Vorschriften bezüglich Hygiene und Tierschutz waren damals noch nicht so streng. Nach einer langen Regenperiode überlief das „Gülleloch“ regelmässig und die Jauche lief dem Strassengraben entlang in Richtung Bahnhofstrasse. So erstaunte auch nicht, dass immer wieder die Maul- und Klauenseuche den Hof heimsuchte und die Tiere abgeführt werden mussten. Die Landjäger sperrten die Strasse ab um zu verhindern, dass die Seuche sich weiter ausbreitete. Teilweise musste sogar die Schule geschlossen werden, da etliche Schülerinnen und Schüler selber auf Bauernhöfen aufwuchsen und ein Ausbreiten der Seuche drastische Folgen für die anderen Landwirtschaftsbetriebe gehabt hätte.
Der Richtplan 1964 stufte die Bauernhöfe in der Kernzone als „betrieblich nicht mehr tragbar“ ein, weswegen der Bauernhof 1975 der Spitzhacke zum Opfer fiel. Damit nicht einverstanden war die Familie Gröli. Sie wollte auf ihrem Grundstück, dessen Verkehrswert Ende 60er Jahre bei CHF 720’000 lag, eine grössere Liegenschaft mit 12 Wohnungen und einer Migros im Erdgeschoss erstellen. Beim ACV freundlichen Gemeinderat stiess dieses Vorhaben aber auf wenig Gegenliebe. Schlussendlich wurde der Hof vom Regierungsrat expropriiert und der Familie ein Bruchteil des Verkehrswertes ausbezahlt. Fritz Gröli hing eine schwarze Fahne aus dem Fenster, um gegen die Enteignung zu protestieren. Dass die Baselbieter Regierung, welche am Ausbau der Kantonsstrasse grosses Interesse hatte, die Oberwiler Bauern enteignete, wurde an der darauffolgenden Fasnacht ausgespielt: „Es isch mi Seel, e suur Kapitel, wie sBürgerrächt liegt arg im Spittel. Die hogge stolz am Staat sim Tischli und fühle sich als Herre Fischli“. Alles protestieren nutzte nichts, der Hof wurde abgerissen und die Familie fand eine neue Bleibe auf einem ihrer Grundstücke am Vorderberg.