Das Gasthaus zum Rössli befindet sich in der Dorfmitte etwas zurückversetzt hinter Kastanienbäumen. Die Liegenschaft ist nicht datiert, doch im altehrwürdigen Brandlagerbuch von 1817 ist sie erstmals aufgeführt. Es trägt die Nummer 39 und wird als „Behausung von Stein samt einer halben Scheune und ganzer Stallung von Stein und Holz, alles mit Ziegeln gedeckt“, beschrieben. Um 1840 wurde das Haus wohl vollständig um- oder neugebaut, denn 1852 wird es als eine „Behausung mit Gewölbekeller, Scheune und Stall in Stein und Riegel mit Ziegeldach, freistehend“ beschrieben. Das Haus verkörpert mit seinem Krüppelwalmdach und dem über Wohnhaus und Ökonomie durchgezogenen Dachfirst den Typus des Biedermeierhauses, das hier noch durch eine Freitreppe vor dem Wohneingang ausgezeichnet ist. Rechts davon führt eine Treppe von Aussen in den Keller. Der zweigeschossige Wohnteil besitzt drei Fensterachsen sowie eine Laube auf der Rückseite. Der Ökonomieteil besteht aus einem Tenn zwischen zwei Ställen, wobei der obere Teil und der Giebel in Fachwerk konstruiert sind. Bei diesem Bau zeichnet sich der Übergang vom Fachwerk zum Steinbau ab, denn gewisse Teile des Wohnhauses sind zwar in Fachwerk konstruiert, doch war dieses dort auf Sicht gedacht. Die Gründe für den Rückgang des Fachwerks von der Mitte des 19. Jahrhunderts an lagen einerseits bei der Brandgefahr, andererseits wurden Fachwerkhäuser damals als ärmliche Bauten betrachtet.
Bereits 1876 nimmt der damalige Besitzer Gottfried Hügli den Betrieb einer Schankwirtschaft auf, ab 1892 trägt sie den Namen „Wirtschaft zum Rössli“. In die Zeit zwischen 1890 und 1906 fallen acht Besitzerwechsel und diverse Nutzungsänderungen. Nach dem Erwerb der Liegenschaft im Jahre 1906 durch den Baumeister Jakob Nyfeler, dem Architekten des Restaurant Central, fand der Gastronomiebetrieb im „Rössli“ ein vorläufiges Ende. Nyfeler liess im Haus ein Büro errichten, hielt in der Scheue Pferde, Kühe und Munis und baute auf dem Areal der schönen, mit Kastanienbäumen beschatteten Gartenwirtschaft eine zusätzliche Liegenschaft. Das Wirtschaftspatent musste er abgeben. 1925 ging die Liegenschaft an J. Düblin-Laub zum Preis von CHF 35’000.00 über. Seit 1929 trägt das Haus die Nummer 30.
1976 konnte die Bürgergemeinde dank einem grosszügigen Legat von Marie Degen (Stasi-Marieli) von der Erbengemeinschaft Düblin die Liegenschaft erwerben. Für die Renovation der Liegenschaft musste die Bürgergemeinde Kapital aufbringen. Dazu wurde 1978 das legendäre Rösslifest (26. bis 28. Mai 1978) durchgeführt. Der Einbezug vieler Einwohnerinnen und Einwohner, die zahlreichen Festwirtschaften (z.B. das „Cap Horn“ an der Hauptstrasse oder das „Moulin Rouge“ im Kuenze-Huus), eine grosse Fotoausstellung in der Wehrlinhalle, der Empfang der Zillertaler Schützenkompanie oder der farbenfrohe Alpaufzug durchs Dorf mit Kühen, Ziegen, Pferden und Wagen führten nicht nur zu einem finanziellen Erfolg, sondern förderten besonders das Gemeinschaftsgefühl der Oberwilerinnen und Oberwiler.
Die wunderschön renovierte Liegenschaft wurde 1981 in das Inventar der geschützten Baudenkmäler des Kantons Basel-Landschaft aufgenommen. Seit 1997 führen Elisabeth und Roland Herren mit grosser Leidenschaft die Wirtschaft zum Rössli.
Verein AltOberwil
Der Verein AltOberwil wurde 2015 gegründet und bezweckt die Pflege, Förderung und Vertiefung des historischen Bewusstseins in der Öffentlichkeit. Ziel ist, die Erinnerung an die Geschichte Oberwils zu erhalten, die ortsgeschichtliche Forschung zu fördern sowie kulturelle und historische Gegenstände und Dokumente der Gemeinde Oberwil zu sammeln und zu archivieren.
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