Gasthof zur Krone

Unter Stefan Gschwind erwarb die Birseck’sche Produktions- und Konsumgenossenschaft (BPCG) 1896 den stattlichen Gasthof „Krone“ mit Kellereien, Speichern, Ställen, Scheunen und etwas Umschwung. Das Restaurant bildete lange Zeit das kulturelle Zentrum der Gemeinde. Dazu hat wesentlich der Theatersaal mit Bühne beigetragen. In diesem Saal fanden die meisten wichtigen Dorfveranstaltungen statt wie Vereins- und Musikabende, Silvestertheater des Fussballclubs und Fasnachtsbälle. Es wurde auch Radball gespielt und während des Kirchenneubaus 1896 fanden die Sonntagsgottesdienste in diesem grossen Raum statt. Zum Restaurant gehörte ein schöner Gartensitzplatz unter Kastanienbäumen.

Wenn in Oberwil Militär einquartiert war, diente der Saal den Soldaten als Unterkunft und die Militärküche wurde in den unteren Räumlichkeiten eingerichtet. Es waren Zeiten, in denen die Oberwiler gerne mit dem Milchkesseli noch etwas übriggebliebene Suppe oder „Gaggo“ bei den Armeeangehörigen holten. In der Krone war auch der von Stefan Gschwind 1884 gegründete „Grütliverein“ zu Hause. Die „Grütlianer“ waren die Vorläufer der Sozialdemokraten.

1968 erwarb der ACV beider Basel den Gasthof „Zur Krone“. Die Parzelle an der Hauptstrasse 11 lag zwischen zwei Grundstücken, die bereits dem ACV gehörten, dem Supermarkt und der Futtermühle. Mit dem damaligen Besitzer Hermann Kobi-Arcozzi wurde ein Kaufvertrag von CHF 1’226’400 abgeschlossen. Der Preis von CHF 560 pro m2 im Dorfkern von Oberwil an bester Geschäftslage wurde als gerechtfertigt bezeichnet, „zumal damit der gesamte Liegenschaftsbesitz des ACV im Dorfkern Oberwil zweckmässig arrondiert werden kann, was zu einem Wertgewinn führen wird“. Da in Bezug auf die Verwendung des Areals zuerst noch Unentschlossenheit herrschte, schlugen Verwaltungsrat und Direktion des ACV vor, das „neu erworbene Terrain zu einem Parkplatz herzurichten, auf dem 50 Personenwagen abgestellt werden können“. Die Krone wurde noch im selben Jahr abgerissen.

Mit der Krone und dem zugehörigen Saal ging das kulturelle Zentrum Oberwils verloren. Der Gemeinderat äusserte 1968 beim ACV beider Basel den Wunsch, „ob auf der Parzelle nicht der Einbau eines Gemeindesaales im Untergeschoss mit Zugang von der Rückseite möglich wäre“. Diesem Wunsch wurde aber nicht entsprochen. Geblieben sind drei der sechs Kastanienbäume, die heute vor dem Eingang in den Einkaufsladen des Coop stehen.

Umzüge und Feiern im Dorf

„Es war üblich, dass wenn ein Ortsverein an einem kantonalen oder eidgenössischen Anlass teilnahm, bei der Rückkehr im Dorf empfangen wurde. Es fand dann jeweils ein Umzug durch Oberwil statt, welcher jeweils in der Krone endete. Die Ortsvereine begleiteten den heimkehrenden Verein mit Fahne und die Dorfbevölkerung applaudierte am Strassenrand. Damals existierte noch ein grosser Zusammenhalt zwischen den Ortsvereinen. Einen speziellen Empfang erlebte ich als Mitglied des Musikvereins Oberwil, als unser Vereinspräsident Georges Knopf (KVP) 1956 zum Präsidenten des Landrates des Kantons Baselland ernannt wurde. Er war zu diesem Zeitpunkt auch Kantonal-Präsident des Musikvereins Baselland. Beruflich war er Fuhrwesenchef beim damaligen Konsumverein beider Basel. Wir Musikanten durften den Festumzug anführen und unter Musikklängen ging es zur Mühligasse hinauf zur Hauptstrasse und dann durchs Dorf zum Restaurant Krone, wo man im Saal mit Freibier bewirtet wurde. Am Strassenrand applaudierten viele Zuschauer. Es war ein heisser und schöner Sommertag damals.

René Stöcklin (1932 – 2017)