Mittleres Schulhaus

Das sogenannte mittlere Schulhaus steht im Gegensatz zu seinem Vorgängerbau, dem Sprützehüsli, nicht mehr. Erbaut wurde es im Jahre 1860 in spätklassizistischem Stil, nachdem Platzmangel an Schulräumen herrschte. Im Erdgeschoss waren zwei Klassenzimmer untergebracht und der 1. Stock diente bis zum Neubau der Gemeindeverwaltung als Büro. Die CHF 43’000 Baukosten belasteten damals die Gemeindekasse schwer. Das Schulglöcklein im Turm rief nicht nur die Schüler zum Unterricht, sondern alarmierte auch die Feuerwehr bei Brandfällen im Dorf bis Ende der 1950er Jahre. Heute läutet das Glöcklein auf dem Friedhof den Verstorbenen zur letzten Ruhe.

Blick von der Stefanstrasse auf das um 1860 erbaute mittlere Schulhäuschen, das 1960 einer modernen Gemeindeverwaltung weichen musste. Links im Bild steht, wo sich heute die Drogerie Schläpfer befindet, das Wohnhaus des späteren Fremdenlegionärs Paul Degen (AG Ob)

Heutige Situation: Stephan Gschwind-Strasse 2012 (Ry)

Blick vom Wehrlin-Schulhaus auf das Schulhaus an der Hauptstrasse. Rechts davon steht der Bauernhof der Familie Ramseier. Der Blick schweift über das „Therwilerströssli“, der heutigen Mühlemattstrasse, nach Therwil, wo die Kirche vor dem Blauenmassiv zu erkennen ist (A Ry)

Mittleres Schulhaus und Sitz der Gemeindeverwaltung (Ka)

Diese Fotografie aus dem Schlüssel zeigt das mittlere Schulhäuschen an der Hauptstrasse (A Ry)

Muss das Alte erbarmungslos verschwinden?

«Leider hat der ‹Nachrichtendienst› des Heimatschutzes schlecht funktioniert, ansonsten hätte er intervenieren müssen, damit dieses schönste Schulhaus des Leimentals keineswegs so mir nichts, dir nichts fallen konnte (…). Oberwil ist ja noch nicht so bodenarm, dass man für die Gemeinde- verwaltung keinen anderen Platz hätte finden können. Wann besinnt man sich endlich wirklich auf die alten Werte?»

Auszug: «Basler Volksblatt» Nr. 247, 22.Oktober 1960

Eine grosse Sünde: das Schulhäuschen fällt der Spitzhacke zum Opfer (Ae)

Das 1860 im spätklassizistischen Stil erbaute Schulhäuschen muss dem Fortschritt weichen (Ae)

1960 wird die neue Gemeindeverwaltung gebaut. Im Hintergrund das Wehrlin-Schulhaus (A Ry)

Bereits im Jahre 1941 hatte der Heimatschutz im Baselbieter Denkmalverzeichnis der Regierung wie auch dem Gemeinderat das Schulhaus zum Schutze vorgeschlagen. Dass trotz dieser Mahnung Behörden und Gemeinde nichts hören wollten, ist aus heutiger Sicht unverständlich. Der Fortschrittsglaube in den sechziger Jahren kannte beinahe keine Grenzen. So kam es wie es kommen musste. Die Gemeindeversammlung beschloss einen gesichtslosen Neubau und somit auch den Abriss des Gebäudes. Viele Einwohnerinnen und Einwohner bedauerten den Entscheid und es flossen sogar Tränen beim Abbruch.

Sammeln von Feld- und Waldfrüchten

„Waldbeeren, Brombeeren, Haselnüsse, selbst Schlehen wurden eifrig gesammelt, manchmal schon nach Sonnenaufgang, damit einem niemand zuvor kam. Viele Bauern beklagten sich auch, dass bei ihrem Erscheinen nach einem Gewittersturm die heruntergefallenen Nüsse bereits von anderen Leuten aufgelesen worden waren. Selbst mit der Schulklasse lasen wir einmal im Ettingerwald heruntergefallene Buchnüsse zusammen. Mit diesen Oelfrüchten konnten dann die Eltern zusätzliches Oel pressen lassen. Im Auftrag der Gemeinde sammelten verschiedene Schulklassen im Oberwilerwald heruntergefallene Eicheln, die im Frühjahr zu Aussaat dienen sollten. Wir deponierten sie auf dem Estrichboden des mittleren Schulhaues, wo sie infolge Vergessens verfaulten. Der Gemeinderat brauchte damals für den Spott nicht zu sorgen, denn witzige Einwohner berichteten: „Im mittleren Schulhaus habe es auch oberhalb des Gemeinderatszimmers faule Eicheln.“

Leo Kunz-Gutzwiller (1918 – 2002)

Hauswirtschaftsunterricht

„Nach meiner Ausbildung als Hauswirtschafts- und Handarbeitslehrerin übernahm ich 1952 in Oberwil den Unterricht für die Mädchen, die nach dem 8. Schuljahr das „Hauswirtschaftliche Obligatorium“ besuchen mussten. Die Küche war keine Schulküche, sondern die ehemalige Abwartsküche im 1. Stock des Schulhäuschen. Dort stellte man zwei elektrische Kochherde mit Backöfen hinein. Ein Wassergasboiler musste jedes Mal gezündet werden. Einmal demonstrierte ich den Schülerinnen das Anzünden und machte sie auch auf die Gefahren aufmerksam. Ich strich das Zündholz an und öffnete den Gashahn. Wahrscheinlich mit der Erklärung war alles etwas in Verzögerung ausgeführt und plötzlich gab es eine ein Meter lange Stichflamme. Zum Glück hatte ich meinen Kopf nicht unter dem Boiler. Als ich mich umkehrte, waren die Schülerinnen alle verschwunden. Ich musste sie dann wieder hinein holen. Eigentlich habe ich ihnen ganz anschaulich demonstriert, was passieren kann, wenn man das nicht fachgerecht ausführt.

Im Essraum besprachen wir das Menü mit Erklärungen zur Ernährungslehre. Hauswirtschaft hiess Reinigung und Instandhaltung, Glätten und Flicken gehörten auch dazu.

1955 wurde in Oberwil die Turnhalle gebaut. Dann wurde der Platz im ebenerdigen Untergeschoss des Wehrlin-Schulhauses frei für eine Schulküche. 1956 zogen wir dann dort ein. Da ich in Oberwil nur eine Vikariats Stelle hatte, erhielt ich keinen Schulhausschlüssel. Der Abwart öffnete uns um 7 Uhr die Türe, liess mich mit den Schülerinnen eintreten und verriegelte dann die Türe wieder, damit die Schüler, die erst um 8 Uhr Unterricht hatten, vorher keinen Radau machten. Wenn eine Schülerin für das Fach Glätten und Flicken etwas vergessen hatte, oder die Schülerinnen einkaufen mussten, gab es nur die Möglichkeit, zum Fenster hinaus zu steigen. Ich habe mich dann bei der Schulpflege beschwert und einen Schlüssel verlangt. Zur Auskunft erhielt ich die Antwort, dass nur festangestellte Lehrkräfte einen Schulhausschlüssel erhalten. Lehrer Leo Kunz sah diesen Missstand und überliess mir heimlich einen Schlüssel.

Im Esszimmer der neuen Küche war eine Wand leer. Ich dachte, dort würde ein Bild passen, das den Schülerinnen gefallen würde. Also bat ich meinen Vater mir das grosse Pferdebild auszuleihen. Er gab es mir. Es passte sehr gut und die Kinder freuten sich daran. Eines Tages, als ich in den Unterricht kam, war das Bild verschwunden. Ich fand es dann im Raum nebenan am Boden stehen. Nach meiner anschliessenden Erkundigung erhielt ich die Antwort, dass ich kein Originalbild aufhängen dürfe wegen einer Beschädigung, die durch die Schülerinnen entstehen könnte.

Klara Düblin (geboren 1931)