Post

Nachdem der Bischof von Basel seinen Sitz während den Wirren der Reformation von Basel nach Pruntrut verlegte, wurde eine Postverbindung mit den Gemeinden des Birsecks eingeführt. Die sogenannte «Bauernpost» führte über Roggenburg-Zwingen nach Arlesheim. In der Mitte des 18. Jahrhunderts versorgte ein Fussbote zweimal die Postzustellung von Pruntrut über das Elsass nach Basel, später versah ein reitender Bote diesen Dienst. Unter französischer Herrschaft wurde Reinach Kantonshauptort und zentraler Postverteiler im Birseck. Mit der Gründung der Schweizerischen Eidgenossenschaft 1848 wurde in Oberwil eine Postablage eingerichtet, Pakete wurden aber von den oft überladenen Postboten nicht befördert, sondern mussten von den Empfängern in Reinach selbst abgeholt werden. Erst mit der starken Zunahme des Postverkehrs erhielt Oberwil am 1. Oktober 1876 ein eigenes Postbüro. Bei einem Jahresgehalt von CHF 420 amtete Josef Hügin als Posthalter. Die Post musste an Werktagen von 07.00 bis 20.00 Uhr offen sein, an Sonntagen von 07.30 bis 08.30 Uhr, von 10.30 bis 11.30 Uhr und von 16.00 bis 18.00 Uhr.

«Post, Telegraph & Telefon»

Ein Schild mit der Aufschrift «Post, Telegraph & Telefon» hängt über dem alten Postlokal an der Hauptstrasse 37. Links im Bild ist die Treppe des mittleren Schulhäuschen zu erkennen.

Auf den 1. September 1900 wurde mit Jakob Düblin-Degen der erste amtliche Briefträger in Oberwil angestellt. Ein Jahr später wurde der Bahnpostdienst durch die Birsigtalbahn eingeführt, welche 1966 aufgehoben wurde. Im Jahre 1910 wurde eine Pferdepost von Oberwil nach Biel-Benken eingerichtet. Wegen zu hoher Defizite für die PTT wurde sie aber im Jahre 1921 wieder aufgehoben. 1911 wurde eine zweite Briefträgerstelle geschaffen. Karl Weber, Fahrknecht der Birsekschen Produktions- und Consumgenossenschaft trat die neue Stelle an. Besonders während des ersten Weltkrieges war die Postmenge angestiegen, wurden doch viele «Frässpäckli» und «Wöschseggli» spediert.

Unter dem Nachfolger Josef Brodmann-Stöcklin, seit 1927 Posthalter in Oberwil, wurde ein Postneubau geplant. Im Jahre 1929 wurde vom Schlosser Laub ein Bauplatz zum Preis von CHF 6.00/m2 an der Hofmatt-Hallenstrasse erworben. Der Architekt Stöcklin aus Arlesheim baute ein Mehrzweckhaus, das bis in die Siebzigerjahre als Postbüro von Oberwil diente. Von 1939-1953 war Theodor Greiner Posthalter in Oberwil, von 1953 – 1962 Peter Rudin und von 1963 – 1976 Robert Zach. Aufgrund der rasanten Entwicklung der Gemeinde Oberwil, benötigte die Post dringend neue Räumlichkeiten. Das neue Postamt an der Konsumstrasse 6 konnte im Jahre 1972 bezogen werden.

Neues Postbureau

Zur Zeit des Posthalters Josef Brodmann-Stöcklin konnte um 1930 ein neues Postbureau an der Hoffmattstrasse, Ecke Hallenstrasse bezogen werden. Das Gebäude steht heute noch, darin befindet sich das Coiffeurgeschäft Krattiger.

PTT Lokal 1968

Das ehemalige Postlokal an der Hofmattstrasse – von der Hallenstrasse aus betrachtet. In der Bildmitte hinter den Geleisen der BTB ist das Restaurant Krone zu sehen.

Eisenstangen erinnern an das Postlokal

Auch wenn die Post seit den 70er Jahren aus dem Gebäude ausgezogen ist, erinnern die Eisenstangen in den Fensterleibungen noch daran, dass die Liegenschaft Hallenstrasse 2 einst das Postbüro von Oberwil war.

Der Postbote

«Um 1900 besorgte mein Vater das Postverteilen noch allein. Später schickte mich dann der Vater in die Häuser mit der Post. Einmal wollte ich auch einen Brief bei Degen-Kamber’s abgeben. Beim Öffnen der Türe musste man zuerst durch einen langen Gang, um in die Küche zu kommen, wo Frau Degen meistens anzutreffen war. Als ich diesmal den ersten Schritt nach dem Öffnen der Türe in den Gang machte, stand ich mit meinen nackten Füssen gerade in einer heissen Zwetschgenwähe. Frau Degen hatte die Bleche mit den Wähen zum Abkühlen in den Gang gelegt. Ich legte den Brief still daneben und verschwand in aller Eile, nachdem ich die Zwetschgen wieder zu recht gestrichen hatte.

Als ich grösser war, schickte mich mein Vater mit den Briefen und Zeitungen auf die abgelegenen Höfe. Vorher hatte meine Schwester Pauline dieses Amt ausgeführt, das bei ihr mit viel Angst verbunden war. Angst nicht wegen dem langen Weg, aber Angst vor den Hunden. Auf den Höfen waren überall Hunde, die wir fürchteten wie nichts sonst. Meine Schwester und ich hatten die gleiche Methode, um die Hunde zu umgehen. War der Hund vor dem Haus, schlichen wir von hinten ans Haus und wenn er hinten war, von vorne. Aber meistens sahen wir den Hund erst im letzten Moment und wir verbrachten schreckliche Augenblicke, bis jemand aus dem Haus kam, um den Hund wegzujagen und die Post entgegen zu nehmen. Damals wurde die Post dreimal täglich verteilt. Am Morgen, am Nachmittg und um 6 Uhr abends bis wir fertig waren. Mein Vater verdiente etwa CHF 100 pro Monat. Als der erste Weltkrieg ausbrach, wird den Pöstlern wegen Sparmassnahmen der Lohn gekürzt. Erst als sich diese zusammen taten, wurden sie via Sozialisten wieder in eine bessere Lohnklasse eingestuft. Als mein Vater als Postbote angestellt wurde, war unser Dorf noch eine geschlossene Siedlung. Einzig beim Brauereiquartier standen einige neue Häuser. Er war der einzige Pöstler im Dorf. Später musste ein zweiter angestellt werden. Das Postbüro war gerade vis à vis von unserem «Lädeli». Vater musste um 8 Uhr beginnen, 8.10 Uhr kam der Postzug von Basel, wo beide Pöstler die Postsäcke auf den gelben zweiräderigen Postwagen luden. An den schulfreien Nachmittagen musste ich mit Vater zum «Vertragen» gehen. Später musste ich das Quartier bei der Ziegelei und die abgelegenen Höfe allein bedienen.»

Jacques Düblin (1901 – 1978)