Wehrlin-Schulhaus

Bereits 1892 verwies die Erziehungsdirektion darauf, dass bald einmal eine vierte Schulklasse geschaffen werden müsse, da die Schülerzahl der einzelnen Lehrer 80 ja sogar nahezu 100 erreichte. Es wurde geprüft, ob das mittlere Schulhaus aufgestockt werden könnte. Das wurde aber vom Bauinspektor entschieden abgelehnt. 1898 wurden die Pläne und der Kostenvoranschlag über Fr. 54’000 in allen Dorfwirtschaften zur Einsicht aufgelegt. Diese sahen im Souterrain ein Gemeindeversammlungslokal und Kellerräume vor. Auf den weiteren Geschossen waren drei Schulzimmer, zwei Wohnungen und Estrichräume für die Lehrer und den Wächter vorgesehen. Stefan Gschwind beantragte der Gemeindeversammlung, das neue Schulhaus mit dem Namen Wehrlinschulhaus zu bezeichnen. Ansonsten bewilligte die Gemeindeversammlung am 27. März 1898 den Bau ohne Wortbegehren. Schon am Sonntag 16. Juli 1899 fand die Einweihung statt, verbunden mit einem grossen Festumzug durchs Dorf.

 

Das Wehrlin-Schulhaus kurz nach dessen Bau 1896 (Archiv Coop Basel)

Das neue Schulhaus war ein dominanter Körper im ländlichen Oberwil (AG Ob)

2006 wurde das Schulhaus umgebaut und den neuen Lernformen angepasst. Der Wehrlin-Pausenplatz ist ein beliebter Standort für Festivitäten wie anlässlich der 1. Augustfeier 2016 (Fr)

Auszug aus dem „Reglement über die Benutzung der Schullokale und Turnhalle in Oberwil“ aus dem Jahre 1922 (AG Ob)

Ehemaliges Wandbild im Treppenhaus des Wehrlin-Schulhauses. Das Sgraffito aus dem Jahre 1954 von Jacques Düblin zeigt die im Brauchtum eingebauten vier Jahreszeiten: Frühling (Fasnacht), Sommer (Baden im Birisg), Herbst (Ernte) und Winter (Schlittschuhlaufen auf dem Eisweiher)

Mit dem Bevölkerungswachstum musste in den fünfziger Jahren wieder neuer Schulraum geschaffen werden und eine Sanierung drängte sich auf. Das Vorhaben wurde etappenweise in den Jahren 1954 und 1955 verwirklicht. Damals entstand der Westflügel und die Turnhalle, die später als Wehrlinhalle bezeichnet wurde.

Die Luftaufnahme zeigt das renovierte Wehrlin-Schulhaus und eine neue Turnhalle (A Ry)

Bei der Gesamterneuerung des Wehrlinschulhauses im Jahre 2005 stellte sich rasch heraus, dass die Bausubstanz des alten Schulhauses von 1899 wesentlich besser war, als jene aus den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts. Bei der Neuplatzierung der Treppe wurde das Sgraffito „4 Jahreszeiten“ 1955 vom bekannten Oberwiler Kunstmaler Jacques Düblin leider vernichtet.

Pausenznüni

„Zu meiner Schulzeit wurde den Schülern in der Pause (damals gab es am Vormittag nur eine Pause) während des Winters in der Turnhalle Schulsuppe abgegeben, wobei einmal in der Woche als Abwechslung Kakao verabreicht wurde. Kosten pro Woche 30 Rappen. Willige Frauen kochten die Suppe in grossen Eisenkesseln beim Treppenaufgang neben der Turnhalle. Später verteilte man gegen Entschädigung gekochte Milch, die in der alten Schulküche im 1. Stock des mittleren Schulhauses bereitgestellt wurde, später organisierte ich als Lehrer die Abgabe von Pausenäpfeln im Winter und von pasteurisierter Milch im Sommer. Zu meinem grossen Bedauern durfte ich während meiner Schulzeit nicht bei der Suppenaktion mitmachen. Offensichtlich war es für meine Eltern mit 12 Kindern ein finanzielles Problem. Doch oftmals konnte ich mit Znüniabtausch doch noch eine Tasse Kakao ergattern.“

Leo Kunz-Gutzwiller (1918 – 2002)