Der Tod meines Bruders
„Es war wieder einmal mein obligatorischer, grosser Urlaub fällig, den ich wiederum in Ottbergen verbringen durfte. Dies meldete ich schriftlich nach Hause, damit mich, wenn möglich, ein Familienmitglied mit einem Besuch beehren konnte. Von meinem Bruder hatte ich schon längere Zeit keine Nachricht mehr bekommen, aber dies ängstigte mich nicht besonders. So fuhr ich ahnungslos nach Ottbergen in den Urlaub. Im Bahnhof Hildesheim erwartete mich mein Onkel Konrad mit Mama und Toni. Schwerwiegende Ahnungen durchkreuzten sofort mein Gehirn, denn Mama stand da in schwarzer Kleidung. Ich musste nicht fragen, ich wusste was geschehen war, ich brachte nur ein Wort hervor, „Rolf“, Mama nickte und fing an zu weinen (…). Nun ist es allen guten Hoffnungen zum Trotz doch geschehen, Rolf ist gefallen, für wen und für was?“
Heinz Röver, in: Blüten im Sumpf. Schicksalsjahre 1939-1947